Bei einer Stressreaktion laufen im menschlichen Körper psychophysiologische Prozesse ab. Es erfolgt eine schnelle Umstellung von Bauchatmung auf Brustatmung, Adrenalin wird ausgeschüttet, das Blut zieht sich aus der Peripherie (Arme, Beine) eher in den Rumpfbereich zurück. Die Muskeln spannen sich an, der Mensch ist bereit für Kampf oder Flucht. Ist die Gefahr vorbei, kann der Körper im Idealfall wieder innerlich zur Ruhe kommen.
Dem Steinzeitmenschen sicherte diese Reaktion das Überleben, indem sie ihn, etwa beim Angriff durch ein wildes Tier, flucht- oder kampfbereit machte. Auf eine solch starke Anspannung folgte nach überstandener Gefahr jedoch immer auch eine tiefe Entspannung. Heute können wir kaum körperlich, aggressiv auf Stress reagieren. In beruflichen Auseinandersetzungen kann man eben z.B. nicht einfach fliehen oder einen körperlichen Kampf austragen. Die Stressreaktion kann nicht adäquat abgebaut werden. Ärger wird z.B. mit nach Hause genommen und folgt sogar in den Schlaf. Langsam und schleichend entsteht eine dauerhafte körperliche Alarmbereitschaft (= Stresszustand), ähnlich der des Steinzeitmenschen kurz vor einem Kampf.
Bei der heutigen enormen Belastung im Arbeitsalltag und in unserer Multitasking-Gesellschaft wird dieser bedrohliche Zustand gar nicht mehr richtig wahrgenommen. Plötzlich versteht die betroffene Person nicht, warum sie auf einmal kaum Luft bekommt, warum ihr Herz rast oder warum sie ständig unter Rückschmerzen leidet, obwohl eigentlich aktuell nichts passiert ist. Der Körper hat sich selbst außer Gefecht gesetzt. Er hat verlernt, sich zu entspannen und mit der Zeit verliert er vollkommen die Fähigkeit mit Stress umzugehen.
Fehlende Stress-Resilienz führt zum Burnout-Syndrom
Im Prinzip sind die auslösenden Mechanismen von Burnout und Angst sehr ähnlich. Durch eine dauerhafte Übererregung des vegetativen Nervensystems wird dem Körper viel Energie abverlangt, ohne ihm Erholungs- und Regenerationszeiten zu gönnen, in denen die leeren Energiereserven wieder aufgeladen werden könnten. Das Burnout-Syndrom zeichnet sich zum Teil durch depressive Verstimmung und Panikgefühle, aber manchmal auch einfach nur durch ein endloses sich nicht Erholen können aus. Auch nach langer Arbeitsunfähigkeit und Sabatticals von mehr als einem Jahr hat der Betroffene nicht das Gefühl, wieder Energie getankt zu haben. Das entspricht ungefähr dem Bild einer tiefentladenen Autobatterie. Nur dass wir unsere Batterie nicht einfach austauschen können.
Wie kann Biofeedback bei mangelnder Stress-Resilienz und bei Burnout helfen?
Mit Biofeedback können die psychophysiologischen Reaktionen sichtbar gemacht werden. So werden sie der Wahrnehmung zugänglich und bewusst. Auf diese Weise legen wir den Grundstein dafür, diese Funktionen willentlich zu beeinflussen und in Ruhesituationen auch wirklich mit einer Ruhe-Atmung zu atmen. Durch die Umstellung auf Ruheatmung wird ein weiteres Phänomen ausgeglichen, die beginnende Hyperventilation.
Während der Biofeedback-Therapie lernt die betroffene Person, wie sie unter Stress wieder zu einer ruhigen normalen Atmung zurückfindet, wie sie wieder in einem entspannten Zustand Ihr Alltag erleben kann. Ein Herzratenvariabilitäts-Training kann hier sehr hilfreich sein, um die Stress-Resilienz wiederherzustellen.